Spanien 2002
Barcelona, 1.9.

Wer hätte gedacht, dass ich jemals die Deutsche Bahn als leuchtendes Beispiel vorführe. Ich konnte es mir auch nicht vorstellen, aber die ‚Iberia' hat mich eines Besseren belehrt. Auf eineinhalb Stunden Flugzeit zwei Stunden Verspätung herauszufliegen, dass schafft nicht mal die DB (natürlich in diesem Fall herauszufahren). Na gut, also zwei Stunden später ins Flugzeug gesetzt, dann Landung in Barcelona. Kurz bevor ich aussteige, frag ich die Passagiere um mich herum, ob noch jemand nach Sevilla will. Ein älterer Mann klopft mir auf die Schulter und sagt mir in gebrochenen deutsch, dass er da auch hin muss. Was ein Glück, kenn ich mich auf dem Flughafen Barcelona doch so prima aus. Also, immer an ihn halten. In der Flughafenhalle hat ‚Iberia' einen extra großen Stand für Passagiere auf Warteliste, wir sind, man mag es als Trost auffassen, nicht die Ersten, die ihren Anschlussflug verpassen. Nachdem wir uns eine halbe Stunde die Beine in den Bauch gestanden haben und so manche Deutsche in Tränen ausgebrochen ist, als sie erfuhr, dass ihr Anschlussflug erst in drei Stunden geht, sind wir dran. Der ältere Herr, ich nenn ihn jetzt mal Pedro (seinen richtigen Namen kenn ich nicht) regelt das mal schnell, ok, in zwei Stunden geht es weiter nach Sevilla, vorher können wir noch einen Essensgutschein in der Snackbar auf den Kopf hauen. In der Bar darf man dann endlich rauchen. Da sitz ich nun mit Pedro, der mir ganz viele Sachen erzählt, von denen ich leider weniger als die Hälfte verstehe. Nur dass seine Familie ihn ‚köpfen' wird, weil sie drei Stunden auf ihn warten muss, bekomm ich dann doch mit. Aber besser als allein rumsitzen allemal. Außerdem erzählt Pedro, dass Ronaldo jetzt endlich bei Real spielt, da hätte er sowieso die ganze Zeit hingehört. Dann endlich wieder vor dem Gate Schlange stehen. Jetzt sitze ich im Flugzeug, freue mich in knapp zwei Stunden (nach 10 Stunden Reisezeit) anzukommen und hoffe, dass Achim, der mich abholt, mich nicht köpft.


Sevilla, 1.9.

Endlich gelandet. Angekommen. Ich. Mein Gepäck leider nicht. Nach frustrierendem Warten am Gepäckband und Reklamationsschalter verlasse ich das Flughafengebäude mit dem Hinweis, dass meine Tasche wahrscheinlich noch in Barcelona ist, oder in Frankfurt. Wenigstens steht Achim noch vor dem Flughafen, und das schon den halben Tag. Nach kurzem Briefing über das in den letzten Wochen Erlebtes, geht's per Auto nach Sevilla. Leider ist es schon dunkel geworden und die Stadtrundfahrt wird zum Debakel, zumindest für Achims Auto. Wir aber kommen in den zweifelhaften Genuss, die engen Gässchen Sevillas bei Nacht kennen zu lernen. So nach etwa zwei Stunden durch ein Gewirr von Einbahnstraßen und Pflastersteingassen finden wir ein Hostal (so was wie eine Pension). Eingecheckt, geduscht und wieder raus, eingekleidet mit einem schicken Hemd von Achim. Eine Pizza und zwei Drinks später, reichlich Information über Achims Sprachkurs in Cadiz und die Schnecken in Spanien im Allgemeinen, geht's wieder zurück ins Zimmer, erst mal pennen.






Sevilla, 2.9.

Schon um 11 Uhr aufgestanden, viel zu früh, nach zuwenig Schlaf. Wir checken aus und gehen lecker frühstücken. Danach versucht Achim in perfekten Spanisch bei der Gepäckstelle der ‚Iberia' sein Glück, nur um zu erfahren, dass meine Tasche wahrscheinlich in Barcelona ist, vielleicht oder so. Wir scheißen drauf, zu Warten macht wenig Sinn, und fahren jetzt nach Cadiz, natürlich nicht, ohne uns vorher noch mal gut zu verfahren. Ich aber bin hoffnungsfroh, mich spätestens in zwei Stunden in meiner geliehenen Badehose in die Fluten des Atlantik stürzen zu können.
Ein Teil des Strandes von Cadiz - normalerweise war das Wetter aber besser
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