Seite 6 Spanien 2002
Der Meister bei der Arbeit
Cadiz / Tariffa, 9.9.

Mein Gepäck ist da ! Unglaublich ! Was wirklich unglaublich ist, ist die Tatsache, dass es schon eine Woche in Sevilla auf mich wartet. Aber irgendwie haben es die Jungs von ‚Iberia' verpeilt und mir die ganze letzte Woche erzählt, dass sie nicht wüssten wo es ist. Nun müssen wir, bevor wir unsere Tour starten, noch einmal nach Sevilla, um meine Tasche am Flughafen abzuholen. Dank der Fahrt über die Autobahn und Achims rasanten Fahrstil ist die Sache in drei Stunden erledigt und wir befinden uns auf den Weg an die Südküste, nach Tariffa. Dort angekommen, beweisen wir unsere Kunstfertigkeit im Zeltaufbauen und relaxen am Sandstrand. Vor allem genießen wir die Aussicht auf Afrika, das von hier aus wie einen Katzensprung entfernt scheint.
Hello Africa. Zum rüberschwimmen waren wir dann doch zu fertig...
...hier der lebende (?) Beweis
Abends wollen wir nach Tariffa fahren, das etwa drei Kilometer vom Zeltplatz entfernt liegt und bekommen schon eine Vorahnung, was uns noch erwarten wird: Bei der Taxizentrale nimmt keiner ab, ein Bus fährt erst in einer Stunde. Achim macht zum Glück ein Pärchen auf dem Zeltplatz klar, die uns in die Stadt fahren. Nach dem Genuss einer riesigen Pizza, klappern wir diverse Bars ab, trinken Bier und, das ist wichtig für die weitere Geschichte, Achim hat ein Gespräch mit zwei Spanierinnen neben uns am Tresen, das allerdings wegen Desinteresses ihrerseits ziemlich kurz bleibt. Ich fühle mich nicht besonders fit, wir machen uns auf den Heimweg. Den Taxistand finden wir auch, allerdings ist kein Taxi da. Wir versuchen von der gegenüberliegenden Telefonzelle, die Taxizentrale anzurufen und sind doch einigermaßen erstaunt, als wir, während Achim telefoniert, ein lautes Bimmeln hören. Ich gehe dem Geräusch nach, und siehe da, das Läuten kommt aus einer Holzbox an einem Baum am Taxistand. So viel zur Taxizentrale. Was nun ? In einer Bar, die grade am Schließen ist (irgendwie ist heute Abend hier wirklich tote Hose), erfahren wir, dass nur noch ein Taxi um diese Uhrzeit herumfährt. Wir beschließen zu trampen und laufen Richtung stadtauswärts. Auf dem Weg sehen wir etwas, das uns an einen gewissen Film von Alfred Hitchcock erinnert. Ein einzelner, riesiger Baum steht auf einer Auffahrt und in seiner Krone sitzen Hunderte von Vögeln und geben merkwürdige Geräusche von sich. Als wir uns nähern, erheben sich die meisten in die Luft und fliegen mit lautem Geschrei davon. Irgendwie leicht unheimlich und die Atmosphäre der leergefegten Straße macht die Sache auch nicht besser. Nur ein besoffener junger Österreicher steht auf seinem Fahrrad auf der Straße und brüllt herum, bis er schließlich auf die Fresse fällt, was ihn nicht daran hindert weiter herumzuschreien. Etwas trostlos, die ganze Situation, wir gehen zurück zum Taxistand und tatsächlich, etwa zehn Minuten später hält jemand an, der vorgibt Taxifahrer zu sein. Er verlangt sieben Euro für die Fahrt, was uns leicht überteuert und leicht suspekt erscheint. Wir wollen schon einsteigen (was für eine Wahl haben wir), da, oh Wunder, hält hinter dem Taxi ein Auto, und wer sitzt darin - ja richtig - die zwei Chicas aus der letzten Bar. Wir lassen unseren ganzen Charme spielen, gepaart mit einem Lächeln, auf das sogar Brad Pitt neidisch wäre, und schon sitzen wir im Auto und lassen uns von den Mädels zum Zeltplatz fahren. Sehr nett.
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